Wie läuft eine Sexualtherapie ab?

Wie läuft eine Sexualtherapie ab?

Wie läuft eine Sexualtherapie ab? Der therapeutische Prozess besteht aus mehreren Schritten, die helfen, Probleme zu verstehen und zu behandeln. Zuerst findet eine Anamnese statt, bei der ich Sie kennenlerne. Ich frage Sie über Ihre Schwierigkeiten, Ihre Vergangenheit, Ihre Gefühle und Empfindungen. Das hilft mir, einen Überblick über die Situation zu bekommen. Dann folgt die Diagnose, bei der ich versuche, bestimmte Störungen oder Muster zu erkennen und die Ursachen der Probleme zu identifizieren. Basierend auf der Diagnose erstellte ich einen Behandlungsplan, der darauf abzielt, die Symptome zu lindern oder zu beseitigen.

Im Laufe der Therapie werden verschiedene Interventionen eingesetzt. Das sind Gespräche, Übungen, Entspannungstechniken oder andere therapeutische Methoden, die darauf abzielen, gewünschte Veränderungen herbeizuführen. Hausaufgaben unterstützen Ihre Fortschritte zwischen den Sitzungen.

Der therapeutischen Prozesses ist abgeschlossen, wenn Sie Ihre Ziele erreicht haben oder wenn Sie genügend Werkzeuge und Strategien entwickelt haben, um Ihre Probleme eigenständig zu bewältigen. Beim Abschluss wird Raum für Reflexion und Rückblick gegeben, um die erreichten Fortschritte zu würdigen.

Anamnese: Informationen sammeln

Anamnese, Sexualtherapeut sammelt Informationen

Für das Fallverständnis sammle ich Informationen über Ihre sexuelle Geschichte, Erfahrungen und Bedenken und stelle Fragen zu körperlichen, emotionalen und sexuellen Problemen. In der Fachsprache heißt das „Anamnese“. Es geht darum, Zusammenhänge vieler Faktoren aufzudecken und das Zusammenspiel zu verstehen, an dem andere Menschen beteiligt sind.

Oft liegen die Ursachen von Beziehungs- und Sexualstörungen in Ereignissen und Erfahrungen, die lange zurückliegen, aber immer noch nachwirken. Grenzsituationen können Veränderungen in der elterlichen Familie sein: Krankheit, Behinderung, Umzug, Trennung der Eltern, Tod eines Elternteils oder der Großeltern, Geburt von Geschwistern. Auch biografische Ereignisse können relevant sein: Schullaufbahn, Berufswahl, Partnerschaft(en), Kinderwunsch oder unerfüllter Kinderwunsch, Abtreibungen oder Fehlgeburten, Krankheiten, Beziehungsprobleme etc. Aber die Vergangenheit spielt nur in dem Maße eine Rolle, in dem sie die Gegenwart stört oder die Lustfähigkeit schwächt. Deswegen frage ich auch nach zerstörerischen Faktoren, die aktuell wirken, z. B. Stress am Arbeitsplatz oder Konflikte in der Partnerschaft / Familie.

Diagnose: Hypothesen bilden

Sexualtherapeut nutzt Diagnosen als Orientierungshilfe

Im Rahmen der systemischen Diagnostik werden weniger die Symptome fokussiert. Nicht die lineare Logik „Ursachen rufen Symptome hervor“ ist wichtig, sondern die wechselwirkenden Mechanismen, die zur Aufrechterhaltung der Symptome führen. Ich analysiere die Problemstruktur und nehme Auswertung der Informationen und die „Diagnosen“ als  Orientierungshilfe zur Hypothesenbildung.

Diagnostik findet nicht nur zu Beginn der Therapie statt. Diagnose und Intervention sind zeitlich und funktionell verbunden. Es werden laufend Informationen gewonnen, die für die Prozess-Steuerung genutzt werden. Hypothesen bleiben stets offen für Korrekturen und Veränderungen. Aus Ihren Reaktionen sehe ich, welche Hypothesen nützlich sein könnten. Dann kann ich Sie gezielter befragen, um passende Therapietechniken und -methoden zu wählen. Gleichzeitig bilde ich auch Hypothesen über mögliche und wahrscheinliche Entwicklungen und Ergebnisse des therapeutischen Prozesses. Weitere Beobachtungen tragen zur Unterstützung oder Revidierung der Hypothese bei.

Behandlungsplan: Prozess gestalten

Anhand Informationen und Hypothesen erstellen Sexualtherapeuten einen Behandlungsplan

Um einen individuellen Behandlungsplan zu entwickeln, müssen wir Ihre Ziele und Erwartungen an der Therapie klären. Sie äußern Ihre Anliegen, Bedürfnisse und gewünschten Veränderungen. Der Behandlungsplan umfasst die Auswahl spezifischer Interventionen und Strategien, um die therapeutischen Ziele zu erreichen. Sie gestalten den Prozess aktiv mit und entscheiden mit darüber:

  • ob Sie alleine oder als Paar / mehrere Partner* am Videochat teilnehmen möchten. Paargespräche sind effektiver. Aber wenn Ihr Partner* nicht mitmacht, wird die Therapie auch hilfreich sein. Denn Sie werden wertvolle Erkenntnisse aus unseren Sitzungen in die Beziehung einbringen
  • wann der nächste Termin stattfindet (Zeitintervale zwischen ein paar Tagen bis zu einem halben Jahr sind möglich)
  • welche Therapietechniken und -methoden Sie ausprobieren wollen
  • welche Fragen Sie beantworten möchten
  • welche „Hausaufgaben“ Sie machen wollen
  • wann wir die Therapie abschließen können.

Während der Therapie werden Fortschritte ständig beobachtet und bewertet. Somit kann der Behandlungsplan angepasst werden, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Intervention: Therapiesitzungen

Therapiegespräche ermöglichen Interventionen ins Problemfeld, daraus folgen gewünschte Veränderungen

Die Therapie besteht aus einer Reihe von Therapiesitzungen  –  Videogesprächen, in denen wir an Ihrem Problem zusammenarbeiten. Ich unterstützte Sie dabei, Ihre Gedanken, Gefühle, Verhaltensmuster und Beziehungsdynamiken besser zu verstehen. Der Fachbegriff „Intervention“ bezeichnet eine Annäherung und Eindringung ins Problemfeld. Eine Intervention enthält Fragetechniken und andere therapeutische Methoden. Jeder Mensch und sein Umfeld handeln als selbsterhaltendes System. Durch Interventionen wird Veränderung und dadurch wiederum Aktivierung selbstorganisierender Heilungsverläufe möglich. Eine gelungene Intervention verschafft Momente der Erkenntnis, die von einem Gefühl der Überraschung, des Staunens oder des Erleuchtetseins begleitet sind. Ein neues Verständnis und neue Interpretationen eröffnen neue Perspektiven, die neue Lösungsideen mit sich bringen. Das bereichernde und erfüllende Erlebnis von Klarheit und Einsicht fördert erwünschte Veränderungen im Fühlen, Denken und Verhalten.

Die Therapiesitzungen finden regelmäßig statt und bieten Raum für Reflexion. Es findet ein kontinuierlicher Austausch über Herausforderungen statt.  In jedem weiterem Videogespräch evaluieren wir Ihre Fortschritte und die Wirksamkeit der Therapie. Die Veränderungen und Unterschiede gleichen wir mit Ihren Zielen ab. Ihr Feedback ist wichtig, um den Therapieverlauf anzupassen und gegebenenfalls den Behandlungsplan zu modifizieren.

Hausaufgaben: üben und experimentieren

Sexualtherapeutische Übungen und Experimente für zuhause

Das Wichtigste in der Therapie passiert nicht in unseren Gesprächen, sondern in Ihren Erfahrungen zwischen den Sprechstunden. Dafür gebe ich Ihnen einige Empfehlungen, „Übungen“ und „Experimente“, die Sie in Ihrem Alltag auszuprobieren. Wir wählen Ideen aus, die zu Ihnen passen. Dabei fokussieren wir uns auf praktische Anwendung und wirksame Umsetzbarkeit.

Die „Hausaufgaben“ können Sie als Interventionen betrachten, die Sie allein oder mit Ihrem Partner* unternehmen. Solche Interventionen unterstützen Ihre Fortschritte und schenken Ihnen neue wertvolle Erfahrungen. Wenn Sie sich nur eine Einzeltherapie wünschen, kann das Besprechen von Erfahrungen mit Ihrem Partner* als Übung dienen. Um Hemmungen zu überwinden, sollen Sie mit ihm über Ihre sexuelle Gefühle, Wünsche und Fantasien sprechen.

* – für unendliche Vielzahl an Selbstbezeichnungen

Abschluss: Ergebnisse bewerten

Beim Abschluss einer Sexualtherapie werden Ergebnisse bewertet

Der Ablauf und die Dauer der Behandlung sind je nach Bedarf und Problemlage unterschiedlich. Im systemischen Ansatz sind die Grenzen zwischen Therapie, Beratung und Coaching fließend. Manche Themen lassen sich in wenigen Sitzungen bearbeiten, zum Beispiel, wenn Sie Ihr erotisches Potenzial „erforschen“ wollen. Für andere Themen, die mit Ängsten und Unsicherheiten, Scham und Schuldgefühlen geprägt sind, kann es einer längeren Begleitung benötigen. Nur Sie entscheiden, wann die Behandlung abgeschlossen ist.

Der Abschluss kann schrittweise erfolgen, indem die Therapiesitzungen weniger häufig stattfinden. Zum Abschluss machen wir einen Rückblick und bewerten Ihre Fortschritte und Ergebnisse. Es kann eine Zusammenfassung der erreichten Veränderungen erfolgen und Empfehlungen für die langfristige Stabilisierung und Nachbetreuung gegeben. Eventuell besprechen wir auch weitere Schritte, um eine dauerhafte Verbesserung der Sexualität zu gewährleisten.

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