Sexualtherapie - was passiert da?
Was passiert bei einer Sexualtherapie? Es gibt eine Vielzahl von Ansätzen und Methoden, die Sexualtherapeuten verwenden, um Menschen bei der Bewältigung von sexuellen Problemen und Störungen zu unterstützen.
Meine Arbeitsweise basiert auf dem systemischen Therapieansatz. Unter „systemisch“ verstehe ich die Betrachtung des Ganzen. Das Leben prägen zwei grundsätzlichen Regeln: Es ist Interaktion (Austausch von Information) und Synergetik (Zusammenwirken von Netzwerken), ob geistig, emotional, sozial oder biologisch. In eine wirksame Sexualtherapie sollen die Seele, der Geist, der Körper und die sozialen Beziehungen integriert werden.
Um die Integration zu erreichen und somit Ihnen die bestmöglichen Unterstützung und Behandlung zu bieten, kombiniere ich systemische Therapie mit Ideen und Methoden aus anderen therapeutischen Ansätzen. Dabei wähle ich sexual- und psychotherapeutische Methoden aus, die zu Ihrer Persönlichkeit und Ihrem Auftrag am besten passen. Ich arbeite transparent. Sie können mich gern fragen, warum ich Ihnen den einen oder anderen Vorschlag mache.
Sexualbildung und Information
Ich vermittle Ihnen Informationen über Sexualität und Körperfunktionen, um Wissenslücken zu schließen und falsche Vorstellungen zu korrigieren.
Gesprächstherapie
Wir diskutieren über Ihre persönlichen Bedürfnisse und Ziele, sprechen über Ihre sexuellen Probleme und identifizieren deren mögliche psychologische Ursachen. Ich hören Ihnen aktiv zu, stelle Fragen, und ermutige Sie zur Reflexion. Dabei verwende ich spezifische systemische Techniken, wie das zirkuläre Fragen, das Reframing oder Fragen zu Ausnahmefällen. Beziehungsprobleme werden analysiert und emotionale Blockaden werden überwunden. Förderung von Selbstakzeptanz und Selbstwertgefühl spielt bei der Erkundung der sexuellen Vorlieben und Grenzen eine sehr wichtige Rolle.
Kognitive Verhaltenstherapie
Dieser Ansatz konzentriert sich auf die Veränderung negativer Gedanken- und Verhaltensmuster, die zu Sexualstörungen beitragen können. Sie lernen, wie Sie bestimmte Verhaltensweisen und Denkmuster ändern können. Sie kommen den Auslösereizen auf die Spur und merken, wie Sie auf verschiedene Situationen reagieren. Ungesunde oder schädliche sexuelle Verhaltensweisen werden durch gesunde und erfüllende ersetzt. Verhaltenstherapeutische Übungen befestigen das positive Ergebnis. Eine positivere Haltung gegenüber Sexualität wird entwickelt.
Zürcher Ressourcen Modell (ZRM)
ZRM basiert auf Zwei-Prozess Theorien. Die Theorien besagen, dass unser psychisches System zwei Stellen hat, die Informationen bearbeiten und Situationen bewerten. Unser Verstand bewertet rational: „Ist etwas richtig? Vernünftig? Logisch?“ Unser emotionales Erfahrungsgedächtnis betrachtet die Sachen unter einem anderen Filter: „Ist es mir angenehm oder unangenehm? Habe ich Lust daran?“ Eine mangelnde Synchronisation zwischen dem bewusst arbeitenden Verstand und dem unbewusst arbeitenden emotionalen Erfahrungsgedächtnis verursacht Probleme. Die zwei Systeme verfügen über unterschiedliche Kommunikationsmittel. Unser Verstand arbeitet mit Wörtern. Das emotionale Erfahrungsgedächtnis kommuniziert über Körpersignale („somatische Marker“) und Gefühle. Es beeinflusst das Verhalten und die Entscheidungen, die wir treffen.
Alle unsere Erfahrungen sind schließlich auch mit Gefühlen verbunden. Erfahrungen speichern wir als innere Bilder. Wir brauchen Bilder, um Handlungen zu planen, Herausforderungen anzunehmen und auf Bedrohungen zu reagieren. Die Bilder sind all die Vorstellungen, Ideen und Visionen von dem, was wir sind, was wir erstrebenswert finden und was wir erreichen wollen. Anhand dieser Bilder entscheiden wir, was uns anziehend oder hässlich erscheint, und ob wir uns abgestoßen oder geborgen fühlen.
ZRM ermöglicht es, das Unbewusste zu explorieren. Ein Bild gibt eine Übersetzungshilfe. Anhand ausgewählter Bilder kann die Arbeit des emotionalen Erfahrungsgedächtnisses und des Verstandes synchronisiert werden. Eine Erweiterung der assoziativen Verarbeitungsprozesse bringt uns in die Lage, effiziente Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Dabei wird die bewusste Absicht vom Unbewussten emotional und motivational unterstützt.
Paartherapie
Der Ansatz zielt darauf ab, die Kommunikation und das Verständnis zwischen den Partnern zu verbessern und sexuelle Probleme innerhalb der Beziehung anzugehen.
Meine Aufgabe ist es, Sie miteinander ins Gespräch zu bringen. Eine offene und ehrliche Kommunikation mit Ihrem Partner* trägt dazu bei, Ängste und Sorgen abzubauen und das Verständnis für die Situation zu erhöhen. Denn Symptome haben Auswirkungen auf Beziehungen, und Beziehungen können Symptome beeinflussen. Das gegenseitige Vertrauen macht es möglich, Ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche dem Partner* zu öffnen. Ich helfe Ihnen, ein Dialog zu führen, der auf Ehrlichkeit und Selbstbewusstheit beruht. Sie trainieren Ihre Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten und probieren unterschiedliche Rollen aus.
* für unendliche Vielzahl an Selbstbezeichnungen
Körperorientierte Methoden
Neurobiologische Studien zeigen, dass der Körper in eine gute Psychotherapie mit einbezogen werden muss. Das Gehirn (die Psyche) und der Körper bilden eine untrennbare Einheit anatomisch und durch die gemeinsame Entwicklungsgeschichte. Psychische und körperliche Prozesse beeinflussen sich gegenseitig. Die psychische Verfassung wirkt sich auf den Körper aus, und umgekehrt.
Unsere Erfahrungen werden auch auf körperlicher Ebene verankert. Der Körper stellt eine wichtige Ressource dar, weil die ersten Erfahrungen von Vertrauen und Selbstwahrnehmung körperlich vermittelt und auf diese Weise im Gehirn gespeichert sind. Durch die Körperempfindungen kann man Anschluss gewinnen an primäre, authentische Selbsterfahrungen, die im Laufe des Lebens entstellt wurden. Die im Körper geborgenen dysfunktionalen Muster können aufgelöst und durch positive Erfahrungen ersetzt werden.
Für die Sexualtherapie sind körperorientierte Methoden äußerst wichtig. Die Übungen, die ich Ihnen anbiete, können Sie als Hausaufgaben nutzen. Das sind Aufmerksamkeitsübungen, die Ihnen helfen sollen, Ihren Körper besser zu spüren, die körperlichen Reaktionen zu verstehen und zu steuern. Embodiment-Methoden nutzen Feedbackmechanismen von der Psyche zum Körper. Es gibt zudem ein Feedback von der Körperhaltung auf die Psyche. Unser Körper kann viel schneller Gefühle regulieren, als unser Verstand. Auf diesen Erkenntnissen basieren die körperbezogenen Übungen, die sehr effektiv sein können.
Kombination mehrerer Methoden
Unser psychisches Geschehen gestalten neuronale Netzwerke. Diese werden im Laufe des Lebens gebildet. In den Netzwerken sind unsere Erinnerungen mit den einhergehenden Gefühlen und Vorstellungen gespeichert. Somit prägen unsere Erfahrungen die erlebte und wahrgenommene Wirklichkeit. Sexuelles Erleben und Verhalten ist ziemlich stark von irrationalen Anteilen bestimmt. Man kann sexuell befriedigt, aber emotional enttäuscht sein. Und nicht nur ein positives Gefühl wie die Liebe kann erotisiert werden. Auch ein negatives Gefühl wie Angst kann sexuell erregend wirken.
Neuronale Netzwerke dienen auch körperlichen Funktionen. Zum Beispiel, neuronale Netzwerke, die sexuelle Funktionen regeln, verbinden Nervenzellen der Geschlechtsorgane, des Knochenmarks und verschiedener Gehirnregionen. Ein „Loch“ oder ein „Stau“ im neuronalen Netz kann eine sexuelle Störung verursachen.
Alle Teile unseres Gehirns sind vernetzt: Teile, die körperliche Reaktionen und Instinkte auslösen, Teile, wo Emotionen und Gefühle entstehen, und Teile, die für das Denken, das Lösen von Problemen, die Kontrolle von Impulsen und Verhaltensweisen verantwortlich sind. Die Teile des Gehirns kann man metaphorisch „Etagen“ nennen, weil sie sich nach ihrem evolutionären Alter unterscheiden.
Sexualität ist ein komplexes Phänomen. Damit ein sexuelles Problem nachhaltig gelöst werden kann, sollen mehrere Etagen des Netzwerkes mit einbezogen werden. Dafür verwende ich eine Kombination von Methoden.
Die Therapie gelingt dann, wenn durch positive Bilder und Vorstellungen die gewünschten neuronalen Netzwerke gestaltet sind. Wiederholende Nutzung bringt sie zum zuverlässigen Funktionieren. Störende Bilder und Vorstellungen werden in unserem Bewusstsein therapeutisch geändert, indem „falsche Verschaltungen“ durcheinandergebracht werden und die heilende Selbstregulation des Körpers, der Psyche und sozialer Abläufe angeregt werden.
Die Paartherapie regt die Synergie an: andere Worte, andere Blicke, eine andere Tonlage helfen dabei, die gewünschte Netzwerke viel schneller aufzubauen.
Sexualbildung und Gesprächstherapie adressieren sich an die Etage „Denken und Lösen“: eine bewusste Wahrnehmung führt immer zu einer besonders großen Aktivität neuronaler Netzwerke.
Verhaltenstherapie ermöglicht eine nachhaltige Vernetzung mit der Etage „Kontrolle von Impulsen und Verhaltensweisen“.
ZRM gibt den Schlüssel zu der Etage „Emotionen, Gefühle, Motivation“. Wenn das Unbewusste durch Bilder und Symbole begriffen wird, werden die neuronalen Vernetzungen bewusster und unbewusster Prozesse zueinander synchronisiert. Fantasiebilder können genauso zur Gesundung beitragen wie beruhigende Erfahrungen in der Realität.
Die psychosomatischen Methoden aktivieren die Etage „Körper“: Aufmerksamkeit ermöglicht eine hohe Zahl an Neuverknüpfungen, Embodiment bringt in die gewünschte Körperhaltung.